Freitag, 4. März 2022

GR-Sitzung 03.03.2022


Wegen zwei großen Themen war eine Sondersitzung des Gemeinderats angesetzt. Einmal sollte es ausführlich um die Abwärmenutzung der Firma Neenah-Gessner gehen. Weiteres Thema war das neue Babauungsgebiet "Mayr-Anger" in Großhöhenrain, wozu über 40 Seiten Stellungnahmen zum Bebauungsplan verlesen werden sollten.

Vor dem öffentlichen Teil fand geplant von 19:00 bis 20:00 Uhr eine nichtöffentliche Sitzung statt. Mit Verspätung wurden nach 20:30 Uhr dann die Besucher zum öffentlichen Teil hereingelassen.

Ohne weitere Erklärungen fragte Bürgermeister Schaberl gleich zu Beginn, ob zuerst der Tagesordnungspunkt zum Mayr-Anger behandelt werden solle. Die Vorverlegung von TOP 2 vor TOP 1 wurde dann einstimmig beschlossen.

Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 109 "Mayr-Anger" gem. § 13 b BauGB; Billigungs- und Auslegungsbeschluss

Bürgermeister Schaberl erklärte knapp, es gebe neue Erkenntnisse und einen entsprechenden Beschlussvorschlag.

Daraufhin las Bauamtsleiter Weber vor, unter Berücksichtigung der eingereichten Bedenken und wegen neuer Erkenntnisse wird auf die Behandlung der Stellungnahmen verzichtet, die aktuelle Planung wird nicht weiterverfolgt. Eine neue Planung wird erarbeitet und dann der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das wurde dann einstimmig beschlossen und damit der Tagesordnungspunkt beendet. Viele Zuschauer, die nur deshalb zur Sitzung gekommen waren, verließen den Saal.

Machbarkeitsstudie Wärmenetze 4.0; Nahwärme aus Abwärme von Neenah-Gessner; Sachstandsbericht

Es geht darum anfallende Wärme, die von der Firma Neenah-Gessner im Moment ungenutzt in die Umgebung abgegeben wird, als Nahwärme für das Gewerbegebiet Weidach und das Wohngebiet im Westen davon zu verwenden. 

Präsentation

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden von Fr. Dr. Reil von Gammel Engineering vorgetragen.

Bei der Machbarkeitsstudie wurde der Wärmebedarf betrachtet, Redundanzhaltung, Spitzenlastabdeckung im Winter und auch der Ausfall der Wärmeabgabe.

Abgenommen werde 59% der Wärme von zwei großen Industriekunden, 18% von weiterem Gewerbe, 11% von Wohnbebauung und 12% habe man als Verlust veranschlagt

Die Wirtschaftlichkeit hänge von den Großabnehmern ab, eine Fragebogenaktion für alle Abnehmer sei durchgeführt worden. 5 Gigawatt an Wärme werde etwa im Jahr benötigt. Zwei Flansche für Wärmetauscher seien von der Firma Neenah-Gessner schon bereitgestellt und 159° heiß sei die Abwärme.

Bei den Berechnungen habe man zwei Wochen Sommerstillstand für Wartungsarbeiten und weitere kurze Stillstandzeiten der Abwärmelieferung angenommen.

Für die Grundlast soll ein gasbefeuertes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 400 kW Kessel durchgehend 14% der Wärme und den benötigten Strom liefern. Diese Lösung habe auch fördertechnischen Hintergrund. Der Großteil der Wärme komme von der Abwärme, die Mittellast könne mit einem Biomassekessel (Hackschnitzel) abgedeckt werden und Spitzenlasten mit einem Erdgas-Kessel. Für das Rückfallkonzept könne man gegebenenfalls einen großen Biomassekessel bauen.

Gebaut werden müsse eine Heizzentrale mit BHKW und Biomassekessel.

Diverse Fördermöglichkeit würden genutzt. Die CO² Abgabe betrage im Moment knapp 1.300 t im Jahr. Bei der Lösung mit Biomassekessel wären es danach 69 t, ohne Biomassekessel 149 t und bei Rückfall 198 t. Also in jedem Fall stark verringert.

Kosten: mit Biomasse knapp 5 Mio. €, ohne Biomasse ca. 4 Mio. €. Berechnungsstand ist aber Mitte letzten Jahres, da Prognosen gerade in der aktuellen Lage (Ukrainekrise) sehr schwierig sind. Bei steigenden Energiepreisen werde das Projekt aber immer wirtschaftlicher. Die Amortisationdauer gesamt (Heizanlage und Wärmenetz) liege bei  etwa 15 Jahren, was sehr gut sei für so ein Projekt.

Die nächsten Schritte wären:

  1. Vertragsabschluss
  2. Bauabschnitt 1 Abwärmeauskopplung, Energiezentrale, Anschluss Industriekunden
  3. Bauabschnitt 2 Wohngebiet.

Dazu wies Fr. Dr. Reil darauf hin, dass neue Fördermöglichkeiten kommen dürften und bedankte sich am Ende für die offene Kommunikation und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Diskussion

In der Diskussion zeigte sich allgemeine Zustimmung für das Projekt. Durch einige Fragen ergaben sich noch weitere Details. 

Bei Ausfall der Abwärme von Neenah-Gessner würde es genug Vorlauf geben zur Erweiterung der Energiegewinnung durch Biomasse. Eine sofortige entsprechende Erweiterung sei daher unnötig und wäre auch unwirtschaftlich.

Bei der Fragebogenaktion sei man positiv überrascht gewesen über die vielen Interessenten. Private Haushalte solle man zur staatlichen Förderung des Anschlusses beraten.

Mit den beiden industriellen Großabnehmern habe es einen engen Austausch gegeben.  Die Notwendigkeit des Projekts sei dort dringlich wegen alter Bestandsanlagen. Das Projekt sei für alle sehr wirtschaftlich.

Wegen des Biomassekessels mache es Sinn, diesen am Anfang noch nicht zu bauen. Das Gebäude soll aber entsprechend dafür und modular erweiterbar errichtet werden. Die Wärmeabnahme werde mit der Zeit steigen und mit diesen Erfahrungen könne man dann weiterplanen.

Fr. Dr. Reil stellte auch klar, die Entwicklung gehe hin zu Nahwärmenetzen, da nur damit schnelle Technologiewechsel möglich seien.

Dann wurde noch angesprochen, dass in der nächsten Zeit noch ein Betreiberkonzept überlegt werden müsse.

Am Ende wurde einstimmig beschlossen, das Projekt weiter zu treiben und die Planungsleistungen auszuschreiben.
 

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